von Katharina Reich (Mittelbadische Presse)
Beim Fußball etwas fürs Leben lernen ARZ-Ehrenamtserie: Cesare Ruggeri ist seit über 30 Jahren Jugendleiter in der Fußballabteilung des TuS Oppenau. In die Aufgaben im Verein ist er von Kindesbeinen an hineingewachsen.
Quelle: Acher-Rench-Zeitung / Katharina Reich
Wenn man die jungen Kicker auf dem Haldenhof fragt, wer denn der Jugendleiter ist und die Jungs und Mädchen schauen ahnungslos, dann ist Cesare Ruggeri nicht etwa beleidigt, sondern zufrieden. „Dann läuft es gut“, sagt der 56-jährige. Natürlich ist Ruggeri unter dem Fußballnachwuchs bekannt, schließlich ist er auch als Trainer der F-Jugend auf dem Fußballplatz zu erleben. Als Jugendleiter aber hat er vor allem Bürokratisches und Organisatorisches zu erledigen. Wenn die Nachwuchskicker damit nichts zu tun haben, ist das ein Indiz dafür, dass es rund läuft.
Vor allem vor Saisonbeginn hat er viel zu tun
In den drei Jahrzehnten, die Cesare Ruggeri nun die Jugendarbeit der Fußballspieler in Oppenau koordiniert, hat sich einiges getan. „Früher saß ich an der Schreibmaschine und habe viel per Post erledigt. Jetzt geht alles viel schneller mit E-Mail und Whatsapp“, schildert Ruggeri. Dabei gehe aber leider einiges an persönlichem Kontakt verloren. Zu den Aufgaben des Jugendleiters gehören die Terminierung und Verlegung von Spielen, die Koordination der Jugendtrainer und das Beantragen von Spielerpässen. Besonders vor Beginn einer neuen Saison hat Cesare Ruggeri jede Menge zu tun, um alle Termine unter einen Hut zu bringen.
Er ist sich sicher: Gewinnen ist im Jugendfußball nicht das wichtigste
Ruggeri selbst ist als Neunjähriger zum Fußballspielen gekommen. Das war 1974, als der TuS Oppenau gerade frisch auf das neue Trainingsgelände auf den Haldenhof gezogen war. Schon als junger Spieler hat er begonnen, andere Jugendmannschaften zu trainieren. Bis heute macht er das gerne. „Ich mag diese ungefilterte Freude der Kinder“, sagt Ruggeri zu seiner Motivation, den ganz kleinen Spielern der F-Jugend und Bambinis das Fußballspielen nahezubringen. Wichtig ist ihm, dass das Gewinnen bei den Kleinen nicht im Vordergrund steht. „Wenn es vom Opa für jedes geschossene Tor fünf Euro gibt, ist das keine gute Idee.“ Denn beim Fußball soll es um Gemeinschaft gehen und darum, dass man auch verlieren können muss. Gewinnen ist schließlich einfach.
Ein guter Trainer braucht Einfühlungsvermögen
„Ein guter Jugendtrainer wird man nicht durch die Ausbildung. Dafür braucht es Einfühlungsvermögen“, sagt Ruggeri, der Einfühlungsvermögen auch in seinem Beruf als Altenpfleger haben muss. Beim Mannschaftssport könne man etwas fürs Leben lernen: Sozialkompetenz, Zusammengehörigkeitsgefühl, miteinander zu feiern, aber eben auch mal zu verlieren. Als Cesare Ruggeri mit dem Fußballsport begonnen hat, gab es noch nicht so viel alternatives Freizeitangebot. „Heute ist Fußball nicht mehr das Allheiligste“, sagt der Jugendleiter. Deshalb werden Spielgemeinschaften mit anderen Vereinen immer wichtiger. Sie bieten die Möglichkeit, leistungsstarke Mannschaften zusammenzustellen, aber auch einen echten Nachteil: Die Identifikation mit dem Verein sinkt.
Das Erwin-Armbruster-Gedächtnisturnier ins Leben gerufen
Um Nachwuchs für den Fußball zu begeistern, hat Cesare Ruggeri vor 27 Jahren das Erwin-Armbruster-Gedächtnisturnier ins Leben gerufen. Bei diesem Turnier, das nach dem damals überraschend gestorbenen Vorsitzenden des Vereins benannt ist, treten die Schüler der Oppenauer Grundschule gegeneinander an. „Bei diesem Turnier haben wir auch Ali Abdalla entdeckt, der heute in der ersten Mannschaft spielt. Damals haben wir schon erkannt, was der für eine Granate ist“, erinnert sich Ruggeri. Auch sonst gibt es viele besondere Erlebnisse, an die sich der Oppenauer erinnert. Ganz besonders an die Aufstiegsserie, als die erste Mannschaft drei Saisons nacheinander jeweils als Meister aufgestiegen ist – zuletzt bis in die Verbandsliga. „Das war wie ein Traum“, erzählt Ruggeri, „vor allem, weil wir das mit vielen eigenen Spielern geschafft haben“. Auch der Renchtal-Super Cup mit 50 Jugendmannschaften auf dem Haldenhof sei ein echtes Erlebnis gewesen.
Er will nicht bis 70 weitermachen
Die beiden Söhne der Ruggeris sind in die Fußstapfen des Vaters getreten. So lange seine Jungs noch in der Jugend aktiv sind, möchte Cesare Ruggeri sich weiter als Jugendleiter engagieren, dann ist irgendwann Schluss. „Als Jugendleiter muss man auch noch Kontakt zur Jugend haben. Ich möchte nicht als 70-Jähriger vom Platz getragen werden.“