Die Vereinsfahne des Turnvereins Oppenau

Ein Vierteljahrhundert musste der Turnverein Oppenau ohne eine Vereinsfahne auskommen.
Die damaligen Verantwortlichen haben es sich aber schon 1928 zum Ziel gesetzt, zusammen mit dem 25. jährigen Gründungsjubiläum auch die Fahnenweihe zu verbinden.

In der Zeit von Mai 1928 bis März 1929 wurden Angebote von den Fahnenfirmen „Bonner Fahnenfabrik“, Fahnefabrik Robert Krieg (Freiburg)“, „Fa. Ruh (Endingen)“, „Fa. Geschw. Ruh (Biberach - Kinzigtal)“ und der „Fa. Kindler (Baden-Baden)“ eingeholt.
Von Herrn Jockerst wurde angeregt einen Ausschuss zur Beschaffung der Fahne zu bilden.
Die vorgeschlagenen Vereinsmitglieder H. Fabrikant Jockerst, Herr Postmeister Fleig, Herr Dr. Rogge,, Herr Dr. Gros, Herr Prokurist Josef Huber, Herr Turnwart Ludwig Müller, Frau Postmeister Fleig, Frau Jockerst, Frl. Klara Stark, Frl. Johanna Merk und die Handarbeitslehrerin wurden in den Fahnenausschuss gewählt.

Auf Antrag von Turnwart Müller wird am 23. März 1929 als aktiver Turner auch noch Karl Amrein in den Ausschuß gewählt.
Neben dem Studium der Angebote begutachteten die Mitglieder des Fahnenausschusses auch Fahnen anderer Vereine.
So gefiel vor allem die Vereinsfahne des TV Rammersweier und die des Sängerbundes Oppenau besonders gut.
Da alle bisher vorliegenden Muster der angeschriebenen Firmen nicht den Vorstellungen der Kommission entsprachen, legte Herr Postmeister und Turnvereins- Vorstand Fleig eine selbstgefertigte Skizze für die Turnerfahne vor.
Alle Turnratsmitglieder stimmten am 10. August 1929 im Gasthaus z. Hirsch dem Vorschlag des Vorstandes zu. Lediglich über die Farben und die zu liefernde Firma sollte erst bei der nächsten Zusammenkunft entschieden werden.
In der gleichen Turnratsitzung beschlossen die Turnräte die Einführung eines Fahnenfonds. Die Turnerinnen und Turner wurden aufgefordert ab September 1929 mit der Sammlung zu beginnen. Herr Turnrat Jockerst gab auf dieser Sitzung auch sein Einverständnis, sein im Juli gestiftetes Gemälde „Spätherbst“ im Werte von 250.-Mark zu verlosen.
Weiterhin wurde beschlossen auch beim Gemeinderat vorstellig zu werden, damit dieser einen Betrag in den Gemeindehaushaltsplan 1930 aufnehmen kann.

Am 15. November 1929 wurde dann endgültig bei der Firma Geschwister Ruh in Biberach (Baden) die Fahne in Auftrag zu geben.
Nachdem nun die Bestellung der Fahne in Auftrag gegeben war, konnte sich der Turnrat mit dem Thema Fahnenweihe und Fahnenfond – Sammlung ausführlich befassen.
In der Turnratsitzung vom 26. November 1929 im Hotel „Fortuna“ wurde mitgeteilt, dass die Sammlung zu Gunsten des Fahnen Fonds gut ausgefallen ist - nur die reichen Leute haben glänzend versagt!

Gesammelt wurden 922.- Mark. Um die Fahnenkasse weiter zu füllen, beschlossen die Räte auch die auswärtigen Oppenauer und den Verein der Renchtäler in Karlsruhe anzuschreiben, mit der Bitte um eine kleine Spende zum Fahnenfond.
Als Verwalter des Fahnenfonds wurde Herr Richard Streule eingesetzt.
Auch über den Termin der Fahnenweihe wurde man sich in dieser Sitzung einig: nach der Heuernte Ende Juni 1930 sollte dass große Fest stattfinden.
Dass dieses Fest, das 25-jährige Jubiläum des Vereines, verbunden mit der Fahnenweihe, etwas Besonderes werden würde, darüber waren sich alle einig.
Es waren deshalb auch schon Verhandlungen mit dem Gau geführt worden, der beabsichtigt, neben dem Einzelturnen und einem Gauprobeturnen, das Gaufrauenturnen mit dem Oppenauer Jubiläum zu verbinden.

Eine Zusage seitens des Bürgermeisters wegen Ausschmückung der Stadt liegt bereits vor.
Ebenso wurde die Nutzung der Räumlichkeiten des Schulhauses als Massenquartiere in Aussicht gestellt.

Mit einem, für Oppenauer Platzverhältnisse kaum zu bewältigenden Programm, das der Gau zum Teil erst in letzter Minute dem Turnverein übertrug, wurde das 25-jährige Stiftungsfest verbunden mit der Fahnenweihe gefeiert.

Die eigentliche Fahnenweihe fand im Rahmen des Festbankettes am 28. Juni 1930 in der „Bruderhalle“ statt.

Zur Einleitung der Fahnenweihe nahm die gesamte Turnerschaft Oppenaus auf der Tribüne Aufstellung.
Gauvertreter Bangert (Offenburg) hielt die Festrede und nahm auch die Weihe der Fahne vor.
Nach dem Weihespruch wurde die Fahne dem Fähnrich Ludwig Birk, der von Max Haas und Albert Doll begleitet wurde, in treue Obhut gegeben.
Auf unzähligen Einsätzen bei Deutschen,- Landes- und Gauturnfesten war die Turnerfahne seither dabei und vertrat in würdiger Weise die Farben des Vereines und der Stadt Oppenau.

Bild-Vereinsfahne

Bild-Umzug-Fahnenweihe-1930